Jana, 29

Vor Kurzem nahm ich in unserem Haus an der Unterweisung für Evakuierungshelfer teil. Als Guest Experience Managerin komme ich eher selten mit den Sicherheitsvorkehrungen in unserem Hotel in Berührung und hatte mich bereits auf einen tristen Vormittag voller Vorschriftstexte eingestellt.

Polonaise in der Kölnarena

Doch dann beginnt Herr Jastrob mit der Frage, ob wir eine karnevalistische Polonaise für eine geeignete Evakuierungsmaßnahme halten würden. Unter den Kollegen -darunter auch das Facility Management, das die Einhaltung des Brandschutzes bei uns überwacht und firmer auf dem Gebiet ist- macht sich Verwunderung breit.
„JA“, kommt überzeugt von unserem Dozenten. „Wenn es die Umstände erfordern“, ergänzt er dann noch ehe er uns erläutert warum. So gab es vor mehreren Jahren eine ernstzunehmende Bombendrohung gegen die Kölnarena, in welcher gerade eine Karnevalsveranstaltung lief. Um die Gäste nicht zu beunruhigen und den möglichen Attentäter zu alarmieren entschieden sich die Verantwortlichen, eine Polonaise ins Programm einzuschieben mit der sie die Gäste aus der Arena führten.
Irgendwie dachte ich mir nach dieser Geschichte dann doch, dass der Vormittag interessant werden könne. Hängen geblieben ist auf jeden Fall direkt der Grundsatz, situationsbedingt angemessen zu reagieren.

Natürlich kamen auch noch die Vorschriften zur Sprache. Allerdings veranschaulicht im praxisnahen Bezug erschienen diese gar nicht mal mehr so trocken. Hier war es sicherlich auch nicht verkehrt, dass unser Dozent nicht nur durch die Welt reist und Vorträge hält, sondern man ihm anmerkte, dass er überwiegend in der Praxis tätig ist und über jahrelange Erfahrung verfügt.

Und los…
Die wollte Herr Jastrob uns auch gleich einmal näherbringen. Also ging es einmal quer durchs Haus und wir haben eine kleine Evakuierung mit den Teilnehmern durchgespielt. Dass man unter Prüfers Augen nicht nur kurz die Zimmertür öffnet und reinschaut sondern auch reingeht und sich vergewissert, dass es leer ist, war dabei selbstredend. Doch dann fragt Herr Jastrob: „War der Balkon zu? Haben Sie in den Schrank geschaut?“.
Balkon: Ok. Hier muss ich auf darauf achten, dass niemand draußen steht. Verstanden!
Schrank: ? Warum soll ich in den Schrank schauen? Meint er, dass man anhand des Gepäcks prüfen könne, ob die Gäste nicht doch schon abgereist sind?
Die Aufklärung kam prompt. Kinder verstecken sich in Angstsituationen. Sie kriechen nicht nur unters Bett, sondern suchen auch schon mal im Schrank Schutz.
Wieder was gelernt.

Was bleibt?
Aus einer angenommen öden Unterweisung wurde ein kurzweiliger Workshop, bei dem meine Kolleginnen und Kollegen und ich nicht nur Spaß hatten, sondern auch viele Erkenntnisse mitgenommen haben.
Für mich persönlich nehme ich vor allem mit, dass ich mich der Thematik nun gewachsen sehe, während ich vorher einfach nur immer hoffte, dass bloß nichts passiert (nicht mal eine Übung).
In den Tagen danach habe ich übrigens das Hotel aus einer ganz anderen Perspektive gesehen. Haben mich vorher Rauchschutztüren selbst genervt, schaue ich jetzt immer ganz akribisch, ob auch keiner deren Funktion verhindert, indem er sie mit einem Wäschewagen o.ä. aufhält.